Buy now, pay later – Greift Apple jetzt als Finanzdienstleister Banken an?

Buy now pay later ARKADIA Management Consultants GmbH

Online das Wunschprodukt in den Warenkorb legen, zur Kasse gehen, Bestellung aufgeben… Und bezahlen? Gezahlt wird später! So das Prinzip von Buy now, pay later (BNPL). Ein positives Shopping-Erlebnis, welches vor allem während der Pandemie seit 2020 großen Zuwachs verzeichnen konnte. Ein wachsendes Segment im Payment, welches den Tech-Riesen Apple auf den Plan ruft. Ist das der Angriff, vor dem Banken seit Jahren Angst hatten?

Apple tritt in Konkurrenz mit BNPL-Anbietern

Mit Apple Pay ist Apple bereits seit 2014 (seit 2018 in Deutschland) im Paymentsegment unterwegs. Apple-Pay ersetzt Bankkarten und Bargeld mit dem Smartphone. Die Karten der Issuer (Kartenausgebende Bank) werden auf dem Handy hinterlegt, sodass an Point of Sales (POS) einfach bezahlt werden kann. Möglich ist dies durch Banken, welche den Dienst von Apple unterstützen. Wie akzeptiert diese Zahlmethode ist, zeigen folgende Zahlen: 32% aller Mobile Payment-Nutzer in Deutschland verwenden Apple-Pay – zum Vergleich, nur 16% nutzen die mobile Bezahl-App ihrer Hausbank oder Sparkasse. (*1)

Apple ist also bereits seit ein paar Jahren im Paymentsegment tätig und erweitert nun das Angebot. Was ist diesmal jedoch anders als bisher? Wie zuvor erwähnt, hat es Apple-Pay Banken ermöglicht, Zahlungen über das Smartphone durchzuführen. Das neue Pay-Later-Angebot ist allerdings das erste Finanzprodukt, das Apple ohne Bank als Partner auf dem Markt einführt. (*2)

Apple als Mitspieler in boomenden BNPL-Markt

Mit Apple-Pay-Later dringt Apple nun in ein Paymentsegment ein, welches bislang vor allem Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Klarna aufgebaut haben. Schon zum aktuellen Zeitpunkt könnte man dem Tech-Riesen klare Vorteile zusprechen:

Wandel in der Bankenbranche: Bislang wurde der Wandel in der Branche insbesondere von kleineren Fintechs und Neobanken betrieben. Einfache und digitale Nutzung stehen im Banking im Vordergrund. Hier bringt Apple mit seinen Endgeräten und Betriebssystemen ideale Voraussetzungen mit.

Unabhängigkeit dank großer Ressourcen: Durch Bargeldressourcen von mehr als 70 Milliarden US-Dollar, ist Apple in der Lage, das Angebot fast grenzenlos auszubauen. So ist der Technik-Konzern nicht wie die Konkurrenz auf Gebühren angewiesen, die von Händlern eingestrichen werden und kann somit ein attraktiveres Angebot offerieren.

Kundenzugang: 2022 gab es 62,6 Mio Smartphone-Nutzer in Deutschland (*3). Hiervon nutzen 29,7% Apple Endgeräte (*4). Somit kann der Tech-Riese aus Kalifornien auf einen Schlag 18,6 Mio Nutzer mit einem neuen Angebot erreichen.

Anteil der Apple-Smartphone-Nutzer in Deutschland

Neues Angebot – Nur ein logischer Schritt?

Für Apple könnte der Eintritt in den BNPL-Markt der nächste logische Schritt sein, den bisherigen Pay-Zahlungsdienst zu erweitern und bekannter zu machen. Zudem sind Banken bislang noch kaum im dem Marktsegment von niedrigen Summen über einen kurzen Zeitraum zu finanzieren unterwegs, in welches Apple nun einsteigt. Banken bewegen sich erst in den Segmenten, in welchen Kunden mittelfristig auch höhere Summen über einen langen Zeitraum finanzieren möchten. Apple macht also mit seinem neuen Dienst vielmehr ein Marktsegment der bereits etablierten BNPL-Anbieter streitig. (*5)

Ein neuer Ansatz zur Prävention von Zahlungsausfällen

Wie bereits erwähnt ist Apple nicht auf Gebühren von Händlern angewiesen, um den Dienst am Leben zu halten. Zudem zieht Apple ein Konzept in Betracht, welches darauf verzichtet, Schuldnern mit ausstehenden Raten Gebühren aufzuerlegen. Vielmehr sollen diese Kunden von zukünftigen Transaktionen vom Angebot ausgeschlossen werden.

Um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten, besteht die größte Herausforderung für den Technologiekonzern darin, die Bonität der Nutzer einschätzen zu können. Einen Schritt, um Kompetenz aufzubauen wurde bereits im März 2022 gegangen, als Apple das Start-Up Credit Kudos übernahm. Das britische Unternehmen erstellt mithilfe künstlicher Intelligenz Prognosen zu Wahrscheinlichkeiten von Zahlungsausfällen von Nutzern.

Fazit – Noch kein Angriff auf Banken

Noch fischt Apple nicht unbedingt in denselben Gewässern wie Banken. Vielmehr macht der Konzern etablierten BNPL-Anbietern, wie Paypal und Klarna, das Geschäft streitig. Der neue Dienst ist eine Vertiefung des Apple-Ökosystems, welches hilft, die bereits hohe Loyalität der Kunden zur Plattform weiter zu stärken. Auch wenn es im BNPL-Segment noch keine großen Überschneidungen gibt, sollten Banken nicht schlafen und die Entwicklung von Tech-Konzernen hinzu Finanzdienstleistern genau beobachten.

Quellen:

(*1) (https://www.mastercard.com/news/europe/de-de/newsroom/pressemitteilungen/de-de/2021/juni/gfk-studie-zu-bezahltrends-im-handel-61-prozent-zahlen-kontaktlos-kartenzahlung-mit-apple-pay-und-google-pay-immer-beliebter/)

(*2) (https://www.mastercard.com/news/europe/de-de/newsroom/pressemitteilungen/de-de/2021/juni/gfk-studie-zu-bezahltrends-im-handel-61-prozent-zahlen-kontaktlos-kartenzahlung-mit-apple-pay-und-google-pay-immer-beliebter/)

(*3) https://de.statista.com/themen/6137/smartphone-nutzung-in-deutschland/#topicHeader__wrapper

(*4) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/256790/umfrage/marktanteile-von-android-und-ios-am-smartphone-absatz-in-deutschland/

(*5) https://www.wiwo.de/unternehmen/it/apple-pay-later-ist-das-der-schritt-vor-dem-die-banken-seit-jahren-gezittert-haben/28416088.html

Robin Haertel

Zertifizierungen: Scrum Master, Product Owner, PRINCE 2

Bei ARKADIA seit 2018