Bis vor einigen Jahren war der Beruf Unternehmensberater in der Gesellschaft positiv behaftet. Dies hat sich jedoch zu Teilen spätestens mit den umstrittenen Ausgaben der Bundesregierung für externe Berater geändert. So stiegen die Ausgaben der Regierung im Jahr 2020 um nahezu 50% auf ein Rekordhoch von rund 430 Millionen Euro. Diese Tatsache löste im Land eine Debatte aus, ob ein externer Berater überhaupt das Geld wert ist. Dieser Kernfrage wollen wir in diesem Beitrag nachgehen.
Wann ist ein externer Berater sein Geld wert?
Externe Berater werden benötigt, wenn ein Unternehmen eine zu erbringende Leistung nicht selbst erbringen kann – sei es aufgrund von fehlendem Know-how oder aufgrund fehlender Kapazitäten. Wenn in diesen Fällen notwendige Ressourcen nur temporär benötigt werden, ist es sinnvoll, externe Experten nach Bedarf zu beauftragen, anstatt Angestellte einzustellen oder zeitintensiv aufzubauen. Kurzum: Wer Angestellte hat, muss diese auch auslasten, da dabei Fixkosten entstehen. Bei externen Beratern werden variable Kosten nur bei Inanspruchnahme und Erbringung von festgelegten Leistungen aufgewendet.
Neben der monetären Komponente kann ein Unternehmensberater wertvolle Beiträge leisten. Dabei hat der Berater aufgrund seiner externen Rolle die Möglichkeit, innerbetriebliche Probleme zu identifizieren und anzusprechen. Die Position als neutrale Instanz und die damit einhergehende Objektivität sind für die Ausgestaltung von Veränderungen notwendig, um gegensätzliche innerbetriebliche Interessen abwägen zu können. Zusätzlich zu der Position verfügt der Berater über Werkzeuge, Erfahrungswerte und Fachkenntnisse, um Lösungen partizipativ mit dem Kunden zu erarbeiten, sodass sie auch langfristig gelebt werden.
Dies gilt insbesondere bei der digitalen Transformation von Organisationen, Geschäftsmodellen, Wertschöpfungsketten und Prozessen. Ein externer Berater fördert kreative Ansätze sowie Innovation, bricht betriebsübliche Denkmuster auf und nutzt dafür entsprechende agile Methoden. Diese Fähigkeiten sind heutzutage für eine erfolgreiche disruptive Veränderung für Unternehmen zwingend notwendig und haben einen entsprechenden Wert.
Wann ist ein externer Berater sein Geld nicht wert?
Im Grunde sollte kein externer Berater beauftragt werden, wenn kein kapazitativer Ressourcenengpass besteht und die aufgeführten Fähigkeiten zu dem gegebenen Zeitpunkt nicht benötigt werden. Es ist monetär wenig sinnvoll, einen Unternehmensberater langfristig für Linientätigkeiten zu beauftragen. Diese Tätigkeiten gilt es intern aufzubauen, um das Know-how im Unternehmen zu behalten. So sollte aus Unternehmersicht nicht jedes verfügbare Projektbudget ausgereizt werden, wenn zu dem Zeitpunkt kein Bedarf an einen externen Experten besteht.
Des Weiteren sollte die Kompetenz des externen Beraters geprüft und mit den benötigten Anforderungen abgeglichen werden. So wird vermehrt auf den traditionellen Projektmanager mit den herkömmlichen Wasserfallprozessen verzichtet und auf ein neues Rollenverständnis mit agilem Management gesetzt. Dahinter stehen Methoden, wie Scrum, Kanban und Design Thinking, die durch interdisziplinäre Teams verwaltet werden. Hierbei gilt es, die Anforderungen an den Berater vorab zu definieren, da ansonsten ein fehlbesetzter Berater nicht den erwünschten Wert schöpfen kann.
Fazit
Bei der hier aufgeführten Kernfrage geht es weniger um den Gegenwert für die Arbeitszeit und die Anwesenheit des Beraters, sondern darum, was der Berater bewirkt, also was das Ergebnis seines Handelns wert ist.
Die entscheidende Frage für Unternehmen ist, welchen Umfang an Expertise wird für welchen Zeitraum gebraucht. Das Hauptziel der Unternehmen ist es, kapazitative und fachliche Engpässe zu identifizieren und diese temporär mit möglichst geringem Beratungsaufwand zu besetzen. Ein geeigneter Berater bringt weitreichende Fähigkeiten, Fachexpertise, Methodenkompetenz und Erfahrung mit, wodurch sein Handeln für das Unternehmen wertbringend eingesetzt werden kann.
Da der Einsatz des Beraters von vorherein auf einen definierten Zeitraum begrenzt ist, sollte der eingesetzte Berater daran arbeiten, nach Projektabschluss obsolet zu sein. Jedoch belegen Studien, dass zwei Drittel aller Beratungsaufträge Folgeaufträge sind. Dies lässt vermuten, dass Beratungshäuser nicht immer das Interesse verfolgen, dass die auftragsgebenden Unternehmen kompetent und unabhängig werden. Unternehmensberatungen wären somit selbst gut beraten, nicht jede Möglichkeit nach verfügbaren Projektbudgets für Anschlussprojekte ausnutzen, da dies wenig zur eigenen Glaubwürdigkeit beiträgt und womöglich den Wert des Beraters senkt.
Ha Van Duc
Zertifizierungen: Product Owner, Scrum Master
Bei ARKADIA seit 2021