„Ja!“ – So die Antwort auf die Frage, ob ein Consultant viel arbeitet. Als Unternehmensberater ist die Arbeitsbelastung hoch und das lässt sich auch nicht wegdiskutieren. Wie jedoch findet man einen guten Weg zwischen Job und Freizeit?
Hoch- und Ruhephasen?
Wie bereits erwähnt ist die Arbeitslast als Unternehmensberater hoch. Jedoch lässt sich das nicht unbedingt für jede Phase in einem Projekt verallgemeinern. Teilen wir nun ein Projekt grob in drei verschiedene Phasen ein, Start, Tagesgeschäft und Abschluss, lassen sich Unterschiede im Workload feststellen.
Die Startphase ist zumeist intensiv, da sich hier schnell in die Ausgangssituation des Kunden eingearbeitet und sich mithilfe vieler Termine und Abstimmungen mit Stakeholdern ein Überblick verschafft werden muss. Je nach Projektumfang und Dauer umfasst diese Phase zwei bis drei Wochen. Hier muss zudem beachtet werden, dass zu Beginn auch viele Themen bzgl. des Onboardings anfallen, welche zu Lasten der Effizienz gehen. Insbesondere fallen hier die Einrichtung der Hardware, die vom Kunden gestellt wird und das Freischalten aller Zugänge auf Systeme ins Gewicht. Man kann also nicht direkt zu 100% in die Projektarbeit einsteigen.
Im Tagesgeschäft eines Projekts läuft alles bereits geordneter. Das Onboarding ist abgeschlossen und das Gros an Terminen sind Regeltermine und Abstimmungen. Hier liegt es nun an einem selbst, wie man die Zeit einteilt, um anstehende Aktivitäten am besten umzusetzen und abzuschließen. In dieser Phase ist die Work-Life-Balance im Vergleich zur Start- und Abschlussphase am ausgeglichensten. Hierzu sei jedoch noch gesagt, dass es ein richtiges „Tagesgeschäft“ per Definition als Consultant in der Regel nicht gibt. Denn wenngleich Termine und Aktivitäten geregelter und vorhersehbarer sind, kommt es auch in dieser Phase zu neuen Anforderungen seitens der Stakeholder oder anderen Herausforderungen.
Die intensivste Phase auf einem Projekt ist die Abschluss- bzw. Umsetzungsphase. Da auf Projekten auf ein Zieldatum oder Zwischenziele hingearbeitet wird, müssen Aktivitäten pünktlich abgeschlossen werden, damit es keinen Verzug gibt. Insbesondere in Entwicklungsprojekten können durch das Testing identifizierte Fehler auftreten, welche dann unter Umständen einen GoLive gefährden. Besonders in der Abschlussphase wird der Projekterfolg nicht selten durch Überstunden gesichert, da kurz vor der Deadline Murphys Law (Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen) erfahrungsgemäß nochmal zuschlagen kann.
Es kommt auf den Kunden und das Projekt an
So wie zwischen einzelnen Projektphasen unterschieden werden kann, so muss auch zwischen verschiedenen Projekten und Kunden differenziert werden. Je nach Art und in welcher Rolle man auf dem Projekt eingesetzt ist, kann sich die Arbeitsbelastung stark unterscheiden. Zudem haben die Projektstandorte Einfluss auf die Arbeitszeit.
Als Beispiel kann hier eines unserer Projekte genannt werden, bei welchem der Kunde in Amerika sitzt. Durch die Zeitverschiebung erfolgen Abstimmungen nach 19 oder 20 Uhr europäischer Zeit. Im Gegensatz hierzu gibt es jedoch auch Kunden, bei denen regelmäßig zwischen 16 und 17 Uhr Feierabend gemacht wird. In einem solchen Fall ist es dann auch möglich, dass nach Abschluss aller anfallenden Tätigkeiten gegen 18 Uhr der Laptop zugeklappt werden kann.
Was bedeutet Work-Life-Balance auf Geschäftsreisen?
Bis 2020 und dem Ausbruch von Corona sah es die typische Woche als Consultant vor, von Montag bis Donnerstag beim Kunden vor Ort zu sein. Natürlich ist es hier zunächst einmal schwierig, für sich Freizeitaktivitäten zu finden.
Bei Projekten außerhalb der Heimatstadt kommt vieles auf das gewählte Hotel an. Einige bieten hier Schwimmbäder, Fitnessstudios oder Saunas an. Sofern mehrere Kollegen auf demselben Projekt oder beim selben Kunden sind, lassen sich auch schnell Sportgruppen zum Laufen oder anderen Sportarten organisieren. So haben sich z. B. gleich mehrere ARKADIAner, die in Frankfurt a. M. auf verschiedenen Projekten eingesetzt waren, zum regelmäßigen Badminton oder gemeinsamen Abendessen getroffen.
Steigende Work-Life-Balance durch Homeoffice-Regelungen
Mit Corona ging auch die Erkenntnis einher, dass Projekte ebenfalls gut durchführbar sind, wenn man nicht vor Ort beim Kunden ist. Hierdurch sind Homeoffice-Regelungen in Beratungen keine Ausnahme mehr. Allein durch den wegfallenden Arbeitsweg zum Kunden wird viel Zeit gespart und der Feierabend kann mit der Familie oder Freunden verbracht werden. Familie und Beruf lassen sich durch die neuen Regelungen seither in der Regel leichter unter einen Hut bringen.
Jedoch sollte hier jeder für sich entscheiden, ob Homeoffice auf Dauer in Anspruch genommen werden mag. Je nach Arbeitsweise kann im privaten Arbeitszimmer durch Ablenkungen auch mal die Effizienz sinken oder das Abschalten des Laptops nach Feierabend schwieriger fallen, weil z. B. die Fahrt nach Hause nicht mehr als Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben fungiert.
Ausgeglichene Work-Life-Balance als Consultant ist möglich
Wie zu Beginn dieses Artikels bereits beschrieben ist die Arbeitslast als Consultant hoch. Jedoch liegt es zu großen Teilen auch an einem selbst, wie ruhigere Phasen auf dem Projekt gestaltet werden. So hilft es oft, wenn man zum Kunden reist und einige Tage nicht zuhause ist, feste Verabredungen mit Kollegen zu vereinbaren. Durch die Verbindlichkeit den Kollegen gegenüber fällt es dann auch leicht, den Laptop pünktlich zuzuklappen.
Damit der Laptop auch im Homeoffice pünktlich zugeklappt werden kann, ist eine gute Organisation und Selbstdisziplin gefragt. Zur Organisation helfen bereits einfache To-Do-Listen mit Fälligkeitsterminen. Sind alle Aktivitäten abgeschlossen, lässt sich der Laptop ruhigen Gewissens runterfahren. Ein erster Schritt zur Selbstdisziplin im Homeoffice können Fokusarbeitszeiten sein, also Zeitfenster, in welchen konzentriert gearbeitet wird. Um dies zu unterstützen, helfen gesetzte Timer.
Zudem sollte das heimische Büro tatsächlich als Arbeitsplatz gesehen werden. Sprich beim Betreten des Raumes, sollte sich nochmals bewusst gemacht werden, welche Tätigkeiten anfallen und welche Termine anstehen, damit man in den „Arbeitsmodus“ kommt. Ein kleiner Trick ist es auch, das Büro nicht in Freizeitkleidung zu betreten. So wird eine Trennung zwischen Privat und Arbeit geschaffen, sowohl morgens, als auch nach Feierabend, wenn man zurück zur Freizeitkleidung wechselt.
Mit der richtigen Organisation und kleinen Tricks zur Selbstdisziplin, ist also auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance als Unternehmensberater möglich, egal ob beim Kunden vor Ort oder im Homeoffice.
Robin Haertel
Zertifizierungen: Scrum Master, Product Owner, PRINCE 2
Bei ARKADIA seit 2018